O bleib uns treu, du alte Sitte,
O schwinde nicht, gewohnter Brauch,
Denn so nur weilt in unserer Mitte
Vielleicht der alte Friede auch!
Vor hundert Jahren gab es bei uns noch sehr viele alte Sitten und Gebräuche, die heute leider zum Teil schon fast vergessen sind. Viele sind heidnischen Ursprungs und wurzeln in der Götterlehre der Alten.
Zum Neujahr
Früher war es bei uns üblich, das Neue Jahr „einzublasen“ und „einzuschießen“. Viele Wunschformeln des Glückwünschens haben sich erhalten:
„I wünsch‘ dem Herrn und der Frau
Ein glückselig’s neues Jahr,
Das Christkindl mit krausem Haar,
Ein gesundes und langes Leben,
Und einen Beutel Geld daneben.
I wünsch‘ ihnen einen gold’nen Tisch,
Auf jedem Eck ein‘ brat’nen Fisch,
Dazu ein‘ vollen Krug mit Wein,
Da kann der Herr und d‘ Frau
Brav lustig sein!“
„I wünsch‘ in Vodern und der Muada
Ein glückseliges neues Jahr,
Viel G’sundheit und ein langes Leben
Und ein‘ Beutel Geld daneben!“
Zum Dreikönigssingen
Am Tag der Heiligen Drei Könige gehen drei Männer oder Burschen in drei Könige verkleidet von Haus zu Haus und sammeln Geld und Lebensmittel. Dabei wird das Dreikönigslied gesprochen:
„Wir sind die drei Könige mit ihrem Stern,
und wollen das Kindlein im Krippelein ehr’n.
Wir kommen alle drei aus uns’rer Wüstenei,
vom fernen Osten her, weit über’s Meer.“
„Ich bin der Kaspar“, “ und ich der Melchior“,
„und ich der Balthasar von Sansibar:“
„Ich bin ein Weißer, er ist ein Mohr,
ich nehm‘ die Kreuzer, er nimmt die Oar.‘
„Ich hör‘ schon die Schlüssele klingen,
bald werd’n die Kreuzele springen!“
„Wenn’s uns was geb’n wollt’s,
so gebt’s es uns bald,
denn wir müssen heut noch durch ein‘ finsteren Wald!“
Am Dreikönig-Abend geht die ganze Familie durch die Räume. Dabei wird gebetet, in die Zimmer geräuchert und Weihwasser gesprengt. Der Hausherr schreibt mit geweihter Kreide die Jahreszahl und die Anfangsbuchstaben der Heiligen Drei Könige an die Türen: 20 K + M + B 01
Zum Fasching
Weit verbreitet sind die Faschingsumzüge mit den dabei geübten Narrenpossen. Eine Anzahl lustiger Burschen oder Kinder versteckt sich in allerlei komische Kostüme, wie Bär, Rauchfangkehrer, Schmied, Hadernsammler, Waschweib, Narr und dergleichen und zieht, laut schreiend und johlend, am Aschermittwoch von Haus zu Haus, um Gaben zu sammeln. Dabei hat die besorgte Hausfrau nichts Eiligeres zu tun, als Eier, Speck, Selchfleisch und was es sonst noch Essbares gibt, wegzuräumen denn sonst wäre dies verschwunden.
Am Palmsonntag
An diesen Festtag bringt die Jugend ganze Büsche Palmzweige – die sogenannten Palmbesen, bestehend aus Zweigen der Palmweide und des Segenbaumes – zur Weihe in die Kirche, welche dann teils zu Hause in alle Räume verteilt, teils am Ostersonntag beim „Um d‘ Groan geh’n“ auf die Felder gesteckt werden.
In der Karwoche
Vom Gründonnerstag bis zum Karsamstag ziehen die „Ratschenbuben“ mit ihren eigentümlich klappernden Instrumenten durch die Straßen, dabei Stunde ausrufend oder statt des Aveläutens: „Wir ratschen, wir ratschen den englischen Gruß, Den jeder katholische Christ beten muß!“ Am Karsamstag sprechen sie dann in jedem Haus: „Bitt gar schön um die Ratschen-Oar, Denn’s Ratschen ist schon goar!“
Zu Ostern
In der Osternacht ist der Brauch des „Osterfeuerbrennens“ weit verbreitet. Hat man dann Gelegenheit, von einer freien Berghöhe aus die Gegend zu überblicken, so kann man überall mächtige Feuer aufwallen sehen. Dazu wird geschossen und Feuerwerkskörper sausen zu Boden. Das „Ostereiersuchen“ am Ostersonntag ist auch heute noch so weit verbreitet, sodass es nicht geschildert zu werden braucht.
Im Mai
Echt volkstümlich sind die Maispiele und Belustigungen, darunter hauptsächlich das Aufstellen des „Maibaumes“ zu Beginn und das „Umschneiden“ zu Ende des Monats. Man zecht und trinkt im Freien, tanzt um den Maibaum herum, während kühne Kletterer die vom Wipfel winkenden Preise sich herabholen.
Das Kirchweihfest
Das Kirchweihfest oder der „Kirtag“ fällt bei uns auf den 3. Sonntag im Oktober. Bereits einige Wochen vorher beginnen die Vorbereitungen. Vormittags werden Verwandte besucht und dem Gottesdienst beigewohnt. Am Nachmittag besucht man die zahlreichen Kräumerbuden und das Ringelspiel. Am Abend wird dann getanzt im Dorfgasthaus. Der Tanz bildet den Hauptanziehungspunkt für die Jugend und ihm wird daher bis in die frühen Morgenstunden hinein mit Ausdauer und Beweglichkeit gehuldigt.
Am Hl. Barbaratag
Am 4. Dezember wird ein Kirschzweig in ein Gefäß mit Wasser gestellt, das man täglich erneuert. Wenn dieser Barbarazweig in der Christnacht erblüht, dann wird die ältere Tochter im nächsten Jahr Braut.
Zum Hl. Nikolaus
Am Vorabend des Sankt Nikolaustages zieht eine vermummte Person als Heiliger Nikolaus im Ort herum und beschenkt brave Kinder. Ein anderer, als Krampus verkleidet, rasselt mit seiner Kette vor dem Fenster eines schlimmen Knaben. Vor dem Schlafengehen stellen viele Kinder Schuhe und Schüsseln vor das Fenster oder vor die Tür, damit der Nikolo in der Nacht seine Geschenke hineinlege.
Zu Weihnachten
Das Weihnachtsfest ist ein Familienfest, wie kein anderes Fest im Jahr. Es ist an die Stelle des heidnischen Sonnengeburtsfestes getreten. Mit der Christnacht steht auch eine ganze Reihe charakteristischer Bräuche und Meinungen im Zusammenhang. So ist zum Beispiel der Glaube allgemein verbreitet, dass in der Heiligen Nacht die Tiere reden können.
In der Silvesternacht
ist das Bleigießen am gebräuchlichsten. Dazu werden Bleikugeln im Feuer eingeschmolzen und mit einem Löffel wird das geschmolzene Blei in ein Becken mit kaltem Wasser gegossen. Schließlich wird noch beraten, was dies darstellen soll und für die Zukunft gedeutet. Bei Tanz und Schmaus wird dann die Stunde 0 erwartet und mit Sekt gefeiert.
Text: Elisabeth Ofenböck, ehem. Leiterin der Volksschule